Kunst und Kultur – Irgendwo im idyllischen Nirgendwo

Ein kleines Waldstück in Asendorf –eine Stunde entfernt von Hannover. Felder und viel Grün, so weit das Auge reicht. Ein Hahn kräht, zwei Katzen jagen sich spielerisch. Inmitten dieser idyllischen Kulisse liegt der Hof Arbste. Seit Februar 2001 Heimat von „Land & Kunst“ – einem Verein zur Förderung von Kunst und Kultur. Geschäftsführer und gute Seele des Vereins ist Peter Henze, Jahrgang 1949. Der Hof dient ihm und seinerLebensgefährtin Vera Briewig als Lebensraum und Arbeitsplatz.

Urkundlich erwähnt wird der Bauernhof bereits im Jahr 1500. Als ehemaliger Vollmeierhof genoss er hohes Ansehen. 1994 stirbt der letzte Bauer, ohne einen Nachfolger zu hinterlassen, ein Jahr später kaufen Henze und seine Mutter den Hof. „Das Ziel ist, die Tradition des Bauernhofs zu erhalten und weiterzugeben“, so der gelernte Schauspieler, „zwischen Leben und Arbeit soll eine Verbindung geschaffen werden – das Dorf dabei einzubinden, ist wichtig für den soziokulturellen Aspekt.“

Peter Henze absolvierte eine künstlerische Ausbildung, lernte nebenbei Sprachen und spricht heute neben Platt und Deutsch auch Englisch, Französisch – und Russisch. Er ist viel gereist und hat unter anderem im Ausland gelebt und gearbeitet. 1999 gründete er das „Theater Henze & Co.“. Weltoffen und kontaktfreudig wirkt der 1,65 Meter große Mann von schlanker Gestalt. Blaue Augen, kurzes ergrautes Haar, ein Drei-Tage-Bart rahmt sein Gesicht. Seine Gestalt wirkt rau, sein Händedruck ist fest. Doch hinter der rauen Schale befindet sich der sprichwörtliche weiche Kern. Jeder Besucher des Hofs wird sofort geduzt, egal, ob man sich kennt oder nicht. Eine herzliche Umarmung darf dabei auch nicht fehlen.

Der Schauspieler ist stets bemüht, dass es allen seinen Gästen gut geht. Er erkundigt sich, wie es Familie und Freunden geht. Bietet Kuchen an, schenkt bei einer Theaterprobe Kaffee nach. Bei einer kleinen Führung über den Bauernhof stellt er stets interessierte Fragen an sein Gegenüber. Seine Stimme und Wortwahl wirken dabei herzlich und vertraut. Mit Begeisterung kümmert er sich um Jung und Alt. Dabei ist es beinahe spürbar, wie stolz er auf das ist, was auf dem Hof geschaffen wurde.

Neben dem Wohnhaus befindet sich ein weiteres Gebäude, zu dem eine Treppe hinaufführt. Dort befindet sich im Erdgeschoss ein kleines Vereinsmuseum. In zwei daran angrenzenden Räumen werden unter anderem selbst gemachte Marmelade und Strickwaren, alles Handarbeit, verkauft. Im oberen Teil befinden sich Gästezimmer. „Besucher sind immer wieder gerne eingeladen, hier ihre Ferien zu verbringen“, so Henze lächelnd.
Angrenzend an Wohn- und Gästehaus befinden sich mehrere kleinere Scheunen gefolgt von Ställen für die Pferde und Ziegen. Besonders stolz ist Henze auf das Backhaus, in dem der für Besucher des Hofs bereits legendäre Butterkuchen gebacken wird. Doch nicht nur das köstliche Backwerk zieht die Besucher an: Es sind vielmehr die Vereinsprojekte, die die Menschen aus der Stadt und vom Dorf zusammenkommen lassen. Oft stellt Schauspieler Henze Theaterspielen in den Mittelpunkt. Dafür hat er die „Waldbühne“ installiert: einen Theatersaal in einer seiner Scheunen. Sie liegt in Blickweite des angrenzenden Wäldchens, direkt daneben das Gehege für die Schweine. In die Nase sticht daher stets der Geruch von frischer Landluft.

Unter Henzes Initiativen besonders erwähnenswert ist das „Tafeltheater – Futter für die Seele“. Dieses Projekt holt gezielt Arme auf die Bühne. Jeden Freitag kommen hier Kunden der Syker Tafel zusammen. Es wird Theater gespielt und improvisiert. Am Rande erzählt und diskutiert man über sämtliche Dinge des Alltags: Wie gehe ich mit der unfreundlichen Mitarbeiterin der Arbeitsagentur um? Das alte Auto droht auseinanderzufallen – weiß jemand Rat?
Peter Henze und seine Ideen ermöglichen Kommunikation, Kontakt zwischen Menschen. Wie beim Projekt „Die spinnenden Dorfweiber“: Wöchentlich treffen sich unter diesem Motto Frauen über 50, stellen Honig und Marmelade her oder stricken Teppiche und Puschen. Ihre Erzeugnisse werden dann in einem kleinen Laden gleich auf dem Hof verkauft.

Wer den Verein „Land & Kunst“ besucht, wird ungeachtet seiner sozialen Herkunft behandelt. Egal, ob Jung oder Alt, arm oder reich. Alle sind in Peter Henzes Augen gleich. Wichtig ist das Miteinander. Arbeitslose, Alleinstehende, alleinerziehende Mütter, Gehandicapte – egal, welches Los der ein oder die andere mitbringt, hier trifft man sich, hier tauscht man sich aus. In völliger Ruhe, umgeben von Wald, Feld und viel Grün, wird gelacht, geredet, musiziert und Theater gespielt.

Peter Henze und seine Lebensgefährtin Vera kümmern sich mit viel Herzblut und Engagement um jeden einzelnen Besucher. Ihr idyllisch gelegener Hof bietet ihnen die ideale Basis.

Text: Mareén Hamann
Foto: Irving Villegas