„Drum haben wir beschlossen unter eig´ner Führung uns nunmehr ein gutes Leben aufzubau´n“

Heute strahlt die 140 Jahre alte Sandsteinmühle in neuem Glanz. Die dreischiffige Anlage fügt sich harmonisch in die sanften Hügel des Weserberglands ein. Es ist ruhig. Bienen summen. Nur selten wird die Idylle vom Rauschen eines vorbeifahrenden Autos oder von den herüberwehenden Klängen des benachbarten orthodoxen Klosters zerschnitten.

Durch eine hellblau lackierte Doppeltür gelangen BesucherInnen in das Café der Kulturmühle Buchhagen. Massive Holzbalken säumen den hohen Raum, der mit vielen kleinen Tischen und Stühlen bestückt ist. Der geflieste Ofen in der Mitte des Raums rundet die rustikale Atmosphäre ab. Im hinteren Bereich des Cafés befindet sich eine geräumige Theke mit einer ordentlich aufgereihten Auswahl an Biobrause. Die Regale dahinter sind beladen mit Kaffeetassen und Gläsern.

Doch das war nicht immer so. Als die Gemeinschaft der Kommune Buchhagen die alte Schleifmühle von 1867 entdeckte, war sie eine Ruine. Schnell war eine Idee geboren: Neben einem Wohnraum sollte auch ein öffentlicher Bereich für Kultur und Kommunikation geschaffen werden. Die Gründungsmitglieder kauften die Mühle und die umliegenden Gebäude. Eine der ersten Veranstaltungen war dann ein Filmsommer: „Damals war noch nichts ausgebaut, und alles war sehr improvisiert. Den 16-mm- Projektor haben wir uns noch ausgeliehen“, erinnert sich Mechtild, eine der GründerInnen des Kulturvereins und bis heute Kommunardin.

Neue Leute engagierten sich, und neue Ideen wuchsen. Schließlich wurde die Mühle mit Fördergeldern komplett saniert. 2008 kam es dann nach sechs Jahren Restaurierung zur offiziellen Eröffnung.

Neben dem Café liegt ein weitläufiger Saal mit Platz für 120 Personen. Auch hier die rustikalen Holzbalken und rohes Mauerwerk. Eine kleine Bühne am hinteren Ende bietet genug Raum für die Konzert-, Theater- und Kleinkunstveranstaltungen, die der Verein Kaleidoskop regelmäßig in der Mühle ausrichtet. Und zwar ehrenamtlich und selbst organisiert. Einmal im Monat treffen sich die derzeit zehn aktiven Mitglieder, um kommende Veranstaltungen zu besprechen und zu planen. Oft wird es knapp, aber bisher hat sich dann doch immer jemand gefunden, um Theken- oder Kassenschichten zu übernehmen. Die Technik bleibt jedoch meist an der gleichen Person hängen.

Die Kommune hat in der Anfangszeit den Grundstein für die Gestaltung und den Ausbau der Kulturmühle gelegt. Mit einem großen Energie- und Zeitaufwand haben die Kommunarden sich für den Aufbau ihres Zentrums eingesetzt, erste Veranstaltungen organisiert und ihre Ideen verwirklicht. Schnell haben sich Menschen aus der Umgebung von der Initiative mitreißen lassen und ebenfalls begonnen, an dem Projekt mitzuarbeiten.

Heute leben die Kommunarden nach wie vor im Nachbarhaus der Kulturmühle. Im 40-Seelen-Dorf Buchhagen ist diese Art des Zusammenlebens noch immer eine kleine Attraktion. Denn sie soll klassenlos und ohne privates Kapital sein. Entscheidungen werden in der Kommune nach dem Konsensprinzip getroffen, und alle Gehälter wandern auf ein Gemeinschaftskonto. Von diesem Geld wird dann gemeinsam Essen bei regionalen Biohöfen oder beim Bio-Großhandel eingekauft.

Die Konstellation hat sich über die Jahre deutlich verändert. Nur zwei der Gründungsmitglieder wohnen noch hier, und längst sind nicht mehr alle Kommunarden auch im Verein Kaleidoskop aktiv. Doch mit neuen Menschen kommen neue Perspektiven. So hat sich das Angebot rund um die Mühle in den Jahren erweitert. Bei einem Spaziergang über das Gelände können BesucherInnen nun auch einen kleinen Permakulturgarten, eine Imkerei und diverse Tiere finden, die sich in den naturbelassenen Gärten wohlfühlen.

Seit der Entdeckung der Mühle ist kein Stein auf dem anderen geblieben, Menschen sind gekommen und gegangen, Ideen wurden in die Tat umgesetzt oder sind auch mal gescheitert. Und trotzdem haben die Kommunarden es bis heute geschafft, ihr grundlegendes Ziel nicht aus den Augen zu verlieren: einen lebendigen Ort auf dem Land zu schaffen und zu erhalten.

Text: Svenja Haas
Foto: Fabian Bombeck